Startseite -> News & Blog -> Britischer LKW-Fahrermangel nur Symptom einer größeren Krise
Schlangen an Tankstellen mit gesperrten Zapfsäulen und leere Regale im Supermarkt – die aktuellen Versorgungsengpässe in Großbritannien sorgen vielerorts für hämische Reaktionen aufgrund des Brexits, der als Ursache hierfür gesehen wird.
Tatsächlich hat der aktuelle Fahrermangel auf der Insel jedoch nur bedingt etwas mit dem Brexit zu tun. Das eigentliche Problem ist der fehlende Nachwuchs in ganz Europa. Nach offiziellen Schätzungen von Branchenvertretern fehlen in Deutschland bereits jetzt zwischen 40.000 und 80.000 LKW-Fahrer. Rund 30.000 Fahrer gehen hierzulande jedes Jahr in Rente und nur etwa die Hälfte an Nachwuchskräften findet den Weg hinter das Steuer eines Brummis. Dabei werden LKW-Fahrer auch zukünftig weiter benötigt. Denn öffentlichkeitswirksame Präsentationen selbstfahrender LKWs sind auch in den kommenden Jahren erst einmal Zukunftsvision.
Beruf für junge Leute unattraktiv
Viele junge Menschen lehnen eine Ausbildung zum Kraftfahrer bewusst ab. Der Job ist hart, anspruchsvoll, sehr technisch und bringt teils sehr lange Abwesenheiten von zu Hause mit sich. Die Bezahlung ist verhältnismäßig gering und die Rahmenbedingungen wie der zunehmende Straßenverkehr tragen nicht wirklich dazu bei, mehr LKW-Fahrer anzuheuern. Zwar setzen deutsche Speditionen modernste Fahrzeuge mit Assistenz- und Komfortsystemen ein, doch verringert dies den praktischen Stress kaum. Durch den hohen Wettbewerbsdruck ist es kaum möglich, höhere Margen und so eine bessere Bezahlung zu realisieren. Um den Job attraktiver zu gestalten, müssten neben den Gehaltsanpassungen auch die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessert werden.
Wenig verfügbare Alternativen zum LKW-Transport
Bei allem Kostendruck zeigt doch das Beispiel Großbritanniens, wie teuer es wird, wenn hochverdichtete Supply Chains unterbrochen werden. Vor allem die Supermarktketten könnten auf absehbare Zeit die Leidtragenden sein. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir bei Konsumgütern wie Bekleidung, Textilien, Möbeln oder Elektroerzeugnissen. Weniger betroffen sind Rohstoffe und Güterarten aus der Industrie, die traditionell eher per Bahn transportiert werden. Noch mehr Güter auf die Schiene zu bringen ist in Deutschland aber derzeit kaum möglich, da der Ausbau des Schienennetz hakt. Zudem gibt es auf vielen Strecken kaum Alternativen zum LKW. Das zeigt sich auch im Anteil des LKWs im Modal Split des Güterverkehrs, der 2020 bei 72,4% lag – mit steigender Tendenz. Der LKW wird bleiben, und langfristig werden nur die Anbieter von Transportdienstleistungen überleben, die sich mit hoher Verfügbarkeit und absoluter Zuverlässigkeit dem Preisdruck entziehen können.
Neuste Artikel
Alle Artikel anzeigen- 30. November 2023Der Schifffahrtsindustrie stehen düstere Zeiten bevor: Steigende Kosten und sinkende Margen setzen die Reedereien unter Druck.
Konflikt in Nahost gefährdet Lieferketten
3. November 2023Der aktuelle Konflikt in Gaza und Israel im Herbst und Winter 2023 führt zu schweren Störungen in der Logistik.Aus ETS Transport & Logistics GmbH wird die ETS & Scan Global Logistics GmbH
19. Oktober 2023Nach der Übernahme von ETS durch Scan Global Logistics (SGL) möchten wir Sie darüber informieren, dass sich unsere Firmierung zum…